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In einem Raum mit… Katja und Sandra

Liebe Freunde des Kombinats,

am heutigen Tag der Arbeit berichten wir euch von zwei jungen Frauen, die verstanden haben, warum sie arbeiten gehen. Sie haben auf jeden Fall sehr den Eindruck gemacht. Oder noch besser: Sie haben uns überzeugt.

Hallo Katja, hallo Sandra. Wie es euch geht frage ich gar nicht. Das sieht man nämlich sofort. Aber was ihr hier macht würde mich brennend interessieren. 

Gut geht es uns, auch wenn du nicht gefragt hast. Wir arbeiten hier. Noch gar nicht mal so lange. Vielleicht vier Wochen jetzt?

Okay. Und was macht ihr? 

Wir sind, anders als viele hier, Angestellte. Wir arbeiten für eine Firma mit ihrem Sitz in Bayern. Diese Firma produziert Holz für sonstwelche Zwecke. Zum Beispiel für Häuser und Dächer und davon viel. (lachen alle beide) Wir betreuen Kunden, Vertreter und Händler fast überall in Europa, nehmen Bestellungen auf, verkaufen und besprechen jedwede Frage, die man an unsere Firma hat. Unsere Arbeit lässt sich von überall aus in Deutschland machen und diese Firma gibt uns die Möglichkeit, es an dem Ort zu tun, an dem wir es tun wollen. Und da sind wir irgendwie bei euch gelandet.

Warum macht ihr das? Also Kosten aufnehmen extra für ein Büro. 

Wir zahlen hier ein Büro für uns beide, weil wir vorher permanent gependelt sind. Jeden Tag mindestens zwei, manchmal drei Stunden auf der Autobahn. Das machte irgendwann keinen Sinn mehr. Wir tun das nur für unsere Kinder, weil wir herausgefunden haben, dass jede Minute mehr mit ihnen, uns viel mehr gibt als alles andere auf der Welt. Und die Kosten im Übrigen, die haben wir auch verfahren und vertankt. Eigentlich unterscheidet es sich nicht. Aber das mussten wir erstmal verstehen.

Ihr arbeitet für eure Kinder? 

Zuerst mal pendeln wir nicht mehr wegen ihnen. Am Ende stimmt es aber sogar, dass wir für sie arbeiten. Man kann es darauf reduzieren. Ja! Wir stressen unseren Körper und unseren Geist nicht mehr so und dadurch können wir die Morgen- und Abendstunden ganz anders mit unserer Familie erleben. Es hat sich bewährt. Jetzt schon.

Mensch, das klingt ja toll. Und der Ort hier? Macht euch der auch Spaß? 

Ja!! Es macht Spaß. So einfach ist das eigentlich. Erinnere dich mal an gestern. Wir haben alle gefrühstückt und uns danach auf die Terrasse gesetzt. (Wir wissen gar nicht mehr wie lange. Einen halben Arbeitstag gefühlt?) Es lief Musik und alle haben sich etwas erzählt, bis sie wieder an ihre Schreibtische sind. Das ist doch super! Es blieb keine Arbeit liegen. Alles trotzdem erledigt.

Wisst ihr schon, wie es bei euch beiden weitergeht? 

Na wir bleiben jetzt erstmal hier und arbeiten weiter. Und wir kümmern uns nicht weiter um die Fragen der Zukunft. Ich habe Soziologie studiert. Und ich Tourismus. Wir hätten beide irgendwelche Dinge tun sollen, die uns auf unserer Karriereleiter weitergebracht hätten sollen hoffentlich vielleicht auch nicht mal sehen kann keiner sagen versucht aber jeder. Die wollten wir aber nicht in Angriff nehmen, weil es sich nicht richtig angefühlt hat. Und so sind wir typische Quereinsteiger. Wir haben gemerkt, dass wenn man einsetzt, was man kann, man damit wunderbar seine Existenz sichern kann. Viel besser als in einem Café zu einem Dumpinglohn. Wir sprechen beide mehrere Sprachen und setzen das für eine Firma ein. Eigentlich hätten wir das auch schon ohne Ausbildung so machen können. Sagt einem nur niemand vorher.

Ja, das hat wohl jeder schon so erlebt. 

Für mich war es glückliche Fügung. Ich kam aus Bulgarien hier her und bekam Auflagen von irgendwelchen Behörden. Ein Jahr durfte ich nicht in dem Arbeiten, was ich mal studiert habe, sondern sollte mich in anderen Jobs bewerben. Cafés, Hotels, frag den Kuckuck. In der Zwischenzeit sollte ich mich bewerben, musste dann aber eine vierwöchige Sperrfrist beachten. Für den Fall, dass sich jemand aus Deutschland oder der EU für diesen Job bewirbt. Ich denke, man hat mich am Ende genommen, weil ich am besten geeignet bin. Serbo-Kroatisch zu sprechen bot sich für die Firma einfach an. Das war mein Glück. 

Ich spreche französisch, falls das jemanden interessiert? (Sandra lacht)

Ich erinnere mich. Diese ganzen Beschränkungen wurden vor kurzem aufgehoben. Es entstand eine Angst vor Bulgarischen Flaschensammlern. Wir hatten mit einer Invasion zu rechnen. 

Ganz genau. Es geht davon große Gefahr aus, wie man spürt! (Katja lacht und Sandra stimmt ein)

Habt ihr mal einen Fehler gemacht in eurer Vergangenheit? 

Ich ärgere mich manchmal, dass ich oft nicht einfach etwas mutiger gewesen bin. Zum Beispiel wäre ich gern für ein Semester ins Ausland gegangen. Bei mir ist das nicht so. Ich scheine irgendwie, aus Versehen, instinktiv alles richtig gemacht zu haben. In meinem Job kann ich das auf jeden Fall so behaupten. An anderen Stellen sicher, man liegt immer mal daneben.

Wie verbringt ihr die ersten fünfzehn Minuten auf Arbeit jeden Tag? 

Es ist wirklich immer gleich. Übrigens: ICH SCHLIESSE IMMER AUF. Offensichtlich bin ich immer der erste hier im Büro. Dann mache ich meinen Rechner an und starte meine Musik. Ich koche mir einen Kaffee und lese zuerst Mails. Nein, ich erstelle eine Prioritätenliste, um sie dann später zu lesen. (lacht. Katja lacht schonwieder) 

ICH SCHLIESSE NIE AUF. Das ist immer schon getan irgendwie. Ich schalte den Rechner an und tausche mich mit Katja aus. Wie war dein Tag noch gestern? Manchmal frage ich auch nach der Nacht.

Ihr fragt nach euren Nächten? Interessant. 

Na ja. Unsere Kinder schlafen wenig. Verstehst du? (Sandra schaut mich so süß an, nach dem Motto: Ach der Kleine versteht das auch irgendwann mal. Hoffentlich!) Die Frage nach den Nächten zielt auf unsere kleinen Kinder, die müssen das Schlafen noch lernen.

Gibt es etwas, das euch richtig stört hier im Kombinat? 

Wir sind vier Wochen hier. Fragt uns nochmal im Herbst. Bisher ist alles in Ordnung. Einzig die Dielen knarzen (schreibt man das so)? Aber das ist auszuhalten.

Mädels, ich danke euch für dieses nette Gespräch. Es ist schön, euch hier zu haben!

Wir vom Kombinat haben heute eigentlich frei, aber das sagt uns nur jemand anders. Wer will hat immer frei, er muss nur schauen, dass er etwas findet, dass ihn so fühlen lässt. Egal, wie sehr den beiden Damen hier ihre Arbeit Spaß macht. Sie wissen, für wen sie das tun. Sie sagen beide für ihre Kinder und die Wahrheit ist wahrscheinlich noch viel einfacher. Sie tun es damit für sich, denn das Glück in ihren Kindern lässt sie leben.

Wir wünschen allen Coworkern, Müttern und Vätern zum Tag der Arbeit alles Gute und ein schönes verlängertes Wochenende. Wer weiß, wofür er arbeiten geht, für den ist es ab dem Moment keine Arbeit mehr. Vielleicht haben Katja und Sandra uns das heute beigebracht.

Liebt euch. Fertig. Euer Kombinat